Globalisierung und Flexibilität sind die beherrschenden Stichworte der sozioökonomischen Entwicklung. D.h. man ist jung, überall einsetzbar, ungebunden und schier unbegrenzt belastbar und arbeitsfähig. Das mag auch funktionieren, eine Zeitlang zumindest, dann meldet sich die Biologie, wie sich in einer zu schnell angegangenen Kurve die Physik meldet und uns klar macht, dass wir in unseren Möglichkeiten begrenzt, endlich sind. Und dann? Dann stehen wir vor der Realität unseres Seins, dem Altern. Dann beginnen wir über Patientenverfügungen und Pflegedienste nachzudenken Immerhin gibt es bei uns auf dem Land noch familiäre Strukturen, nachbarschaftliche Gemeinschaften, die ein längeres selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Nur liegt es in der Sache der Natur, dass die Hilfsbedürftigkeit zunimmt und dann schließlich professionelle Hilfe erforderlich wird. Welche Handlungsmöglichkeiten gibt es auf der Gemeindeebene? Die Mobilität muss gesichert sein, d.h. Teilhabe am öffentlichen Leben, Einkauf, Arztbesuche u.a.m. . Dazu benötigen wir einen bedarfsgerechten öffentlichen Nahverkehr, der die Mobilität in der Gemeinde und zu den nächstgrößeren Zentren garantiert. Hier herrscht ein offenkundiger Mangel. Die Verkehrsstruktur der Gemeinde beruht im Wesentlichen auf dem Individualverkehr, ein langfristiger Strukturnachteil und für ältere oder behinderte Menschen eine Zumutung. Das Wohnumfeld muss der Lebenssituation gerecht werden. Hier ist sicher vieles individuell zu regeln. Aufgabe der Gemeinde ist es, Basisstrukturen zu schaffen, die ein würdiges und lebensbejahendes Altern ermöglichen, Nachbarschaftshilfe zu organisieren und ggf. mit Pflegediensten zu verzahnen, ein kulturelles Angebot zu entwickeln und auch zugänglich zu machen, kurz die Bedingungen für ein menschliches Miteinander zu gestalten. Gelingt dies, entsteht eine „Mehrgenerationen-Gemeinde“, die Konstruktionen wie Mehrgenerationenhäuser, die für anonyme Wohnsituationen der Städte eine Berechtigung haben, überflüssig macht. Wichtig wäre eine Einrichtung „Betreutes Wohnen“, die vorzeitige Heimunterbringung verhindern könnte. Auch hier ist die Gemeinde gefordert! Dazu gehört weiter, die Bewegungsmöglichkeit älterer Menschen zu fördern, durch Unterstützung der Sportvereine seniorengerecht Angebote zu entwickeln, Ausbau von Wegen, vor allem landschaftlich abwechslungsreichen Rundwegen ohne große Höhendifferenz, vielleicht auch die Organisation einer Begleitung.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ "Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der Persönlichkeit."
Mark Twain
--- Jörg Maletz ist Sprecher des Vereins "Demokratisches Bürgerforum Überwald" ---