Warum wir im Stau stehen und dafür auch noch bezahlen müssen
Das Straßensystem ist längst überfordert. Der seit Jahren anschwellende LKW-Verkehr verursacht außerdem enorm hohe Schäden an Straßen und Brücken. Vollsperrungen und Baustellen zehren an den Nerven der Autofahrer, teure Reparaturarbeiten wie etwa an der Leverkusener Autobahnbrücke oder der A 40-Rheinbrücke sorgen noch auf die nächsten Jahre hinaus für neue Stauschwerpunkte. Aber nicht nur die Verkehrsteilnehmer sind gestresst, alle im Land leiden unter den Zuständen. Denn durch die ständigen Staus steigen auch Umweltverschmutzung und Lärmbelästigung unverhältnismäßig an.
Wer zahlt eigentlich die Zeche für die Explosion des Güterverkehrs auf der Straße? Sind es wirklich die Fuhrunternehmen und Hersteller von Exportgütern, die durch die LKW-Maut für die Straßenbenutzung und den verursachten Schaden aufkommen? Oder handelt es sich vielmehr um ein Zuschussmodell, bei dem jeder einzelne Bürger zur Kasse gebeten wird?
WDR-Reporter Dieter Könnes erlebt eine merkwürdige Normalität im Land. Alternative Transportwege werden entweder nicht in Betracht gezogen oder Investitionen viel zu spät oder nur halbherzig umgesetzt. Aber warum gibt es immer mehr LKW? Zum einen, so Könnes im Gespräch mit WDR 2 Moderatorin Katrin Schmick, weil Deutschland ein Transitland ist: "Wir liegen in der Mitte Europas, sind Ost-West-Achse, die Nord-Süd-Achse, das wird natürlich extrem ausgenutzt", so Könnes. Zum dem liege das aber auch an der extrem starke Automobillobby in Deutschland." Bei uns müssen einfach Autos produziert werden (...) und die müssen dann natürlich auch gefahren werden." Der dritte Grund ist Könnes zufolge, dass man verkehrspolitisch versäumt habe, frühzeitig dagegen zu steuern.
Bei seiner Recherche habe Könnes am meisten überrascht, wie groß die Schäden sind, die LKW an Schaden auf Deutschlands Autobahnen verursachen. Einer amerikanischen Studie zufolge verursache ein LKW so schwer wiegende Schäden wie 60.000 Autos (sic). Das Schienensystem wurde in den vergangenen Jahrzehnten abgebaut. Seit den 1990er Jahren wurden mehr als zwei Drittel aller Gleisanschlüsse in Deutschland von der Deutschen Bahn abgebaut und geschlossen. Gleisanschlüsse, das sind zum Beispiel Verladestationen für Güter direkt bei Herstellern und Fabriken. Außerdem wurden viele städtische Güterbahnhöfe in geschlossen. So wurden großflächig Möglichkeiten abgebaut, regional Güter auf die Schiene zu bringen. Kein Wunder, dass mittlerweile knapp 80 Prozent aller Gütertransporte in Deutschland über die Straße abgewickelt werden.
Verkehrsprojekte zur Verlagerung von Gütern auf die Schiene in Europa: Deutschland steckt viel weniger Geld in sein Schienennetz als andere europäische Nachbarstaaten. Das hat gerade die "Allianz pro Schiene" und die Unternehmensberatung SCI Verkehr errechnet und bekannt gegeben. Danach gibt die Schweiz als Spitzenreiter von neun untersuchten Ländern 351 Euro pro Bürger aus. Aber auch in den Staaten wird mehr in das Schienennetz investiert. In Schweden sind das zum Beispiel 163 Euro pro Einwohner. In der Bundesrepublik sind es gerade mal 49 Euro. Auch im langfristigen Trend hinkt Deutschland hinterher. Dagegen ist die Bundesrepublik an der Spitze bei der Besteuerung des Schienenverkehrs. (Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 3.7. 2015)
Der Direktor des Schweizer Bundesamtes für Verkehr zweifelt an dem tatsächlichen Willen der deutschen Politik, mehr Güter auf die Schiene zu bekommen: „Deutschland ist ein Straßenland“, sagt Peter Füglistaler und bestätigt, dass in Deutschland „verkehrslogistisch zu kurzfristig“ gedacht werde.
Radikale schweizer Alternative Zum anderen habe Könnes Beispiel beeindruckt, wie konsequent man in der Schweiz gegen das hohe LKW-Aufkommen vorgeht: "Dort will man die LKW komplett von der Straße verbannen", vor allem mit Gebühren: Bei den Eidgenossen kostet ein gefahrener Kilometer ein Euro, erklärte Könnes. "Das heißt, wenn man mit dem LKW von Deutschland nach Italien fährt, das sind ca. 300 Kilometer, kostet das in der Schweiz cirka 300 Euro." Außerdem habe den WDR Reporter überrascht, was das für ein "Knochenjob" für die Fahrer sei. Sie hätten mit zunehmender Konkurrenz, auch gerade aus dem Ausland, zu kämpfen. Außerdem bekämen sie nur eine "ganz, ganz schlechte Bezahlung". "Was die Jungs da aushalten müssen, ist alles andere als witzig"
Hinweise zur Feinstaubproblematik Feinstaub. Das sind kleinste Teilchen, die in der Luft schweben. So wie Luft, atmen wir auch Feinstaub ein und der kann so tief in unseren Körper eindringen. Das Problem: Lagert sich genug Feinstaub im Körper an, kann dies die Gesundheit schädigen - und sogar Schlaganfälle auslösen. Straßenverkehr ist eine Hauptquelle für Feinstaub. In Innenräumen sorgen beispielsweise aber auch Laserdrucker, Zigarettenrauch oder offene Kamine für feinstaubbelastete Luft.